Freitag, 3. Januar 2014

Handschuhe für den Gentleman

Winterzeit ist Handschuhzeit! Sie schützen nicht nur unsere Finger vor Wind und Kälte, sondern bewahren uns auch davor, Haltegriffe in Bussen mit der bloßen Hand anzufassen. Zwei Paar - braun & schwarz - reichen völlig aus, um für jedes Outfit den richtigen Handschuhe parat zu haben.

Innen vernähte Handschuhe aus Schafnappa

Schwarze Handschuhe sind ein muss bei schwarzen Schuhen. Da schwarze Schuhe in der Regel bei formellen Anlässen oder im Geschäftsleben getragen werden, sollten die Handschuhe entsprechend schlicht sein, d.h. nur dezente Ziernähte auf dem Handrücken aufweisen und innen vernäht sein.

Außen vernähte Handschuhe aus Hirschnappa

Braune Handschuhe werden zu braunen Schuhen und casual Outfits getragen. Die Handschuhe dürfen also ruhig etwas rustikaler ausfallen - auffällige Ziernähte und helle Farben sind erlaubt. Außen vernähte Handschuhe bilden außerdem einen gelungenen Kontrast zu innen vernähten, schwarzen Handschuhen.

Dass die Handschuhe aus echtem Leder sein sollten versteht sich von selbst. Aber Leder ist bekanntlich nicht gleich Leder. Nappaleder ist das hochwertigste Material. Stammt es vom Schaf, hat es eine sehr glatte, glänzende Oberfläche. Hirschnappa hat eine derbere Optik und eignet sich besser für braune Handschuhe. Lederhandschuhe können gefüttert oder ungefüttert sein. Handschuhe ohne Futter wärmen zwar nur minimal, bieten dafür aber am meisten "Fingerspitzengefühl". Sofern ein Futter vorhanden ist, besteht es entweder aus Wolle (Standard), Kaschmir (weich), Lammfell (warm) oder Seide (edel).

Auch wenn zwei Paar Lederhandschuhe völlig ausreichen, zum Abschluss noch ein Tipp für Liebhaber: Autofahrerhandschuhe aus Peccaryleder! Dieses Leder stammt von südamerikanischen Wildschweinen und ist der Ferrari unter den Handschuhmaterialien - bezogen auf Tragekomfort und Preis. Kein anderes Leder hat eine so gute Haptik, ist so langlebig, robust und dehnbar. Wer es nicht glaubt, möge es einmal ausprobieren!

Exquisit, aber nicht jedermanns Sache -
Autofahrerhandschuhe aus Peccaryleder

Sonntag, 22. Dezember 2013

Krawattenknoten 4: Halber Windsorknoten

Ob wir es wollen oder nicht: Manchmal bewegen wir uns in einem konservativen Umfeld und müssen unsere Kleidung entsprechend anpassen. Ein Schritt auf diesem Weg ist die Wahl eines symmetrischen Krawattenknotens. Der bekannteste Knoten in dieser Kategorie ist der halbe Windsor - "halb" weil er eine Windung weniger hat, und somit kleiner ist, als sein großer Bruder, der Windsorknoten.

Symmetrisch, dreieckig, breit:
Der halbe Windsor

Durch seine dreieckige, breite Form eignet sich der halbe Windsor (Anleitung hier) besonders für den weit ausgeschnittenen Haifischkragen, den er besser zu füllen vermag als bspw. ein Four-in-hand. Weniger geeignet ist der halbe Windsor für den schmaleren Kentkragen. Hier wirkt er häufig eingezwängt und lässt den Kragen unglücklich von der Brust abstehen. Vorsicht ist zudem bei breiten, dicken Langbindern geboten: Denn schnell wird der halbe Windsor so voluminös, dass es aussieht, als habe man eine Kuhglocke um den Hals hängen.

Kaum ein Knoten wird in Deutschland so häufig getragen wie der halbe Windsor. Viele Menschen empfinden es angenehm für das Auge, wenn sich beide Körperhälften spiegelbildlich zueinander verhalten und wählen deswegen einen symmetrischen Krawattenknoten. Dabei sind asymmetrische Elemente in der Mode durchaus nichts ungewöhnliches. Schließlich tragen wir Einstecktuch, Billettasche oder die Blume im Knopfloch auch nur auf einer Körperseite.

Wie symmetrisch oder asymmetrisch man sein Outfit gestaltet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zum Abschluss jedoch ein Wort der Warnung: Der halbe Windsor wirkt schnell langweilig. In manchen Kontexten mag das gewollt, in anderen einfach nur schade sein.

Der Stildoktor wünscht allen Lesern schöne Feiertage! Neue Einträge erscheinen nach dem Weihnachtsfest.

Montag, 16. Dezember 2013

Krawattenknoten 3: Cavendish

Wenige kennen ihn, kaum jemand verwendet ihn, den Cavendish. Dabei ist dieser Knoten besonders dann gefragt, wenn eine schmale Krawatte mit einem Haifischkragen kombiniert werden soll. Da beides momentan sehr im Trend ist, sollte der Cavendish eigentlich mehr Popularität genießen. 

Das Problem: Mit einem four-in-hand oder Albertknoten ergibt ein schmaler Langbinder einen zu kleinen Knoten für den weit ausgeschnittenen Haifischkragen. Die Lösung: Der ebenfalls asymmetrische Cavendish liefert ausreichend Volumen, da er aus zwei hintereinander geschalteten four-in-hands besteht (Anleitung hier). Seine Größe entspricht etwa der eines halben Windsorknotens.

Asymmetrisch und größer als der four-in-hand: der Cavendish

Einen einzigen Nachteil hat der Cavendish allerdings: Aufgrund der Extrawindung lässt er sich nicht so gut mit einem Dimple versehen, wie seine kleinen Geschwister. Diesen kleinen Schönheitsfehler wird man jedoch lieber in Kauf nehmen als mit einem viel zu kleinen Knoten in einem viel zu weiten Kragen herumzulaufen.

In der nächsten Folge wird der halbe Windsorknoten vorgestellt!

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Krawattenknoten 2: Prinz-Albert-Knoten

Der Prinz-Albert-Knoten fristet zu unrecht ein Schattendasein. Von vielen Stilberatern wird er lediglich kleinen Männern empfohlen, damit ihnen bei Verwendung eines Four-in-hand der Langbinder nicht bis zu den Knien hängt - der Albertknoten hat eine "Umdrehung" mehr und bindet deswegen mehr von der Krawatte im Knoten.
Genau wie der Four-in-hand gehört der Albertknoten zu den asymmetrischen Knoten, was er jedoch etwas besser zu verbergen weiß als sein kleiner Bruder. Der Albert ist zwar etwas größer als ein Four-in-hand, zählt aber gerade noch zu den kleinen Knoten, die man am besten mit einem Kentkragen kombiniert. Sein eigentlicher Clou ist jedoch, dass er wunderschön einen Blütenkelch imitiert.

Originell und einfach - der Albertknoten

Der charakteristische zweite Ring kommt nur dann zustande, wenn man die Krawatte unter beiden Windungen hindurchführt (Anleitung hier). Lässt man das Ende nur unter der oberen Windung durchtauchen, bleibt der Kelch aus und es entsteht ein - langweiliger - Viktoriaknoten.

Der Albertknoten hat eigentlich nur einen Nachteil: Der etwas extravagante Ring mag bei Leuten, die den Knoten nicht kennen, den Eindruck erzeugen, man sei nicht in der Lage, sich korrekt die Krawatte zu binden. "Was schert mich die Unwissenheit anderer Leute", mag man hierauf sagen. Wer jedoch im Vorstellungsgespräch die letzte Restunsicherheit ausschalten will oder in einem sehr konservativen Geschäftsumfeld unterwegs ist, sollte vielleicht zu einem klassischen Knoten greifen.

In der nächsten Folge wird der Cavendish-Knoten vorgestellt!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Krawattenknoten 1: Four-in-hand

Die Wahl des Krawattenknotens ist eine der wenigen Möglichkeiten, innerhalb eines formellen Outfits individuelle Akzente zu setzen. Und diese Wahl fällt angesichts von 83 Krawattenknoten gar nicht mal so leicht. Es gibt symmetrische und asymmetrische, kompakte und längliche, klassische und gewagte Knoten. Aber keine Angst: Wer drei bis vier Knoten beherrscht, hat ein ausreichendes Repertoire für jeden Anlass.

Der einfachste und zugleich wichtigste aller Krawattenknoten ist der four-in-hand (eine Anleitung findet sich hier). Der four-in-hand ist bewusst asymmetrisch, was ihm eine moderne, sportliche Note verleiht. Also bitte nicht versuchen, den Knoten nachträglich in eine symmetrische Form zu kneten, wie man es häufig sieht.

Die Länge und das Volumen dieses Knotens hängen - wie bei allen Knoten - von den Eigenschaften der Krawatte ab: Ist die Krawatte eher schmal (vgl. Abbildung), ist der four-in-hand verhältnismäßig kurz. Eine breite Krawatte ergibt dagegen einen länglichen four-in-hand. Gleiches gilt für das Volumen: Eine Krawatte mit dünnem Futter (vgl. Abbildung) ergibt einen zierlichen, eine Krawatte mit dickem Futter einen voluminösen four-in-hand.

Four-in-hand mit schmaler Krawatte und Kentkragen
Deutlich zu sehen: Die Asymmetrie des Knotens

Einige Stilexperten vertreten die Meinung, der four-in-hand sei der einzige Knoten, den man beherrschen müsse. Und in der Tat: Will man nur einen einzigen Knoten erlernen, sollte es der four-in-hand sein. Trotz seiner sportlichen Eleganz und Einfachheit hat der four-in-hand jedoch einen entscheidenden Nachteil: Bei schmalen, dünnen Krawatten (die momentan sehr in Mode sind), ergibt er keinen schönen, d.h. voluminösen Knoten. Besonders in Kombination mit einem weit ausgeschnittenen Haifischkragen wirkt ein zu kleiner Knoten unpassend. Natürlich kann man dieses Problem umgehen, indem man ausschließlich breite Krawatten bzw. Hemden mit Kentkragen kauft. Mehr Gestaltungsspielräume ergeben sich allerdings, wenn man sein Knotenrepertoire erweitert...

In der nächsten Folge wird der Prinz-Albert-Knoten vorgestellt!

Freitag, 22. November 2013

Farbenlehre 3: Black and brown makes a frown

Schwarz passt zu allen Farben mit einer Ausnahme - braun. Daher der bekannte Ausspruch "Black and brown makes a frown". Die vermeintliche Inkompatibilität von schwarz und braun geht auf die Bedeutung beider Farben in der klassischen Garderobe zurück: Schwarz ist die Anlassfarbe schlechthin, reserviert für Hochzeiten, Beerdigungen und feierliche (Abend)veranstaltungen. Dies gilt in erster Linie für den Anzug, schwarze Schuhe werden auch im Geschäftskontext getragen. Braun ist hingegen die Farbe der Freizeit und des Country.

Im formellen Umfeld keine gute Kombi -
schwarz und braun
Die Kombination schwarzer Hosen (oder Anzüge) mit braunen Schuhen wirkt besonders bei förmlichen Anlässen oder im Business wenig überzeugend. Vor allem wenn die Schuhe dunkelbraun sind, bieten sie einfach nicht genügend Kontrast zur schwarzen Oberbekleidung. Getreu dem Motto "wer A sagt, muss auch B sagen" sollte man zum schwarzen Anzug schwarze Schuhe tragen.

Braune Schuhe, schwarze Hose -
im Casualbereich in Ordnung

Anders sieht es dagegen bei casual Outfits aus. Die Kombination von braun und schwarz wirkt hier angenehmer für's Auge, da braun gemeinsam mit anderen Farben auftritt und deswegen nicht so heraus sticht. Die Damenmode macht es zur Zeit vor - braune Stiefel und schwarze Leggings soweit das Auge blickt. Auch in der Herrenmode lassen sich braune Schuhe mit einer schwarzen Hose kombinieren, vor allem wenn die Schuhe cognacfarben - also relativ hell - sind.

Trotz alledem: Die Kombination von braun und schwarz erfordert immer noch etwas Mut. Wer den nicht hat oder einfach auf Nummer sicher gehen will, trennt "braune" säuberlich von "schwarzen" Outfits. Wer dagegen eine stilistische Marke setzen will, probiert es mit diesen Sattelschuhen!

Wer wagt gewinnt - braun & schwarz in einem Schuh

Montag, 18. November 2013

Farbenlehre 2: No brown in town!

Auch bei der zweiten wichtigen Farbregel der Herrenmode dreht sich alles um die Farben schwarz und braun. Keine andere Regel fasst so treffend zusammen, was der englische Gentleman mit diesen Farben verbindet wie "No brown in town": Braun ist die Farbe des "Countrys", des Wochenendausflugs und der Pferderennen. Schwarz steht für die Berufswelt, das Geschäftsleben - kurzum die Stadt.

Businesstauglich - blau und anthrazit

"No brown in town" ist die Kurzfassung für die Handlungsanweisung, im Business ausschließlich schwarze Schuhe und dunkle Anzüge (dunkelgrau oder blau, nicht schwarz!), niemals aber braun zu tragen - sei es bei den Schuhen oder der Oberbekleidung. Braun bleibt der Freizeit, der Jagd oder dem Pferderennen vorbehalten. Die Regel hat ihren Ursprung in der nicht ganz falschen Beobachtung, dass gedeckte Anzugfarben und schwarze Schuhe in der Stadt weniger anfällig gegenüber Verschmutzung sind und braun auf dem Lande eine gute Tarnung abgibt.

Typisch englischer Anzug für
das Country: brauner Donegal

Dass sich diese historische Erklärung mittlerweile überlebt hat, ist offensichtlich. Dennoch bleibt die Frage, ob und inwieweit "No brown in town" heute noch gilt. Natürlich lässt sich hier keine pauschale Aussage über Ländergrenzen hinweg treffen. Während man in England mit einem braunen Anzug im Büro vermutlich immer noch für Irritationen sorgt, bekommt die Regel in Kontinentaleuropa sichtbare Risse. Nicht nur, dass sich in vielen Branchen das (braune) Sportsakko als Berufskleidung etabliert hat. Selbst der braune Anzug ist keine Seltenheit mehr, sieht man von konservativen Berufsfeldern wie dem Banken- und Versicherungsbereich ab.

Immer häufiger gesehen -
der braune Anzug im Büro

Allerdings kann der braune Anzug auch nur mit braunen Schuhen getragen werden. Wer sich für ihn entscheidet, setzt also ein sehr deutliches, unkonventionelles Statement. Dies kann zwar gewollt sein, in manchen Situationen aber auch unangenehm werden. Wer gerne auf der sicheren Seite ist, dem sei empfohlen, den braunen Anzug für die Freizeit zu reservieren und im Business grau und blau zu tragen. Wer den Luxus hat, an seinem Arbeitsplatz in Sportsakko erscheinen zu können, muss sich um all dies natürlich keine Sorgen machen.

In vielen Branchen völlig OK -
braunes Sakko, braune Schuhe