Sonntag, 22. Dezember 2013

Krawattenknoten 4: Halber Windsorknoten

Ob wir es wollen oder nicht: Manchmal bewegen wir uns in einem konservativen Umfeld und müssen unsere Kleidung entsprechend anpassen. Ein Schritt auf diesem Weg ist die Wahl eines symmetrischen Krawattenknotens. Der bekannteste Knoten in dieser Kategorie ist der halbe Windsor - "halb" weil er eine Windung weniger hat, und somit kleiner ist, als sein großer Bruder, der Windsorknoten.

Symmetrisch, dreieckig, breit:
Der halbe Windsor

Durch seine dreieckige, breite Form eignet sich der halbe Windsor (Anleitung hier) besonders für den weit ausgeschnittenen Haifischkragen, den er besser zu füllen vermag als bspw. ein Four-in-hand. Weniger geeignet ist der halbe Windsor für den schmaleren Kentkragen. Hier wirkt er häufig eingezwängt und lässt den Kragen unglücklich von der Brust abstehen. Vorsicht ist zudem bei breiten, dicken Langbindern geboten: Denn schnell wird der halbe Windsor so voluminös, dass es aussieht, als habe man eine Kuhglocke um den Hals hängen.

Kaum ein Knoten wird in Deutschland so häufig getragen wie der halbe Windsor. Viele Menschen empfinden es angenehm für das Auge, wenn sich beide Körperhälften spiegelbildlich zueinander verhalten und wählen deswegen einen symmetrischen Krawattenknoten. Dabei sind asymmetrische Elemente in der Mode durchaus nichts ungewöhnliches. Schließlich tragen wir Einstecktuch, Billettasche oder die Blume im Knopfloch auch nur auf einer Körperseite.

Wie symmetrisch oder asymmetrisch man sein Outfit gestaltet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zum Abschluss jedoch ein Wort der Warnung: Der halbe Windsor wirkt schnell langweilig. In manchen Kontexten mag das gewollt, in anderen einfach nur schade sein.

Der Stildoktor wünscht allen Lesern schöne Feiertage! Neue Einträge erscheinen nach dem Weihnachtsfest.

Montag, 16. Dezember 2013

Krawattenknoten 3: Cavendish

Wenige kennen ihn, kaum jemand verwendet ihn, den Cavendish. Dabei ist dieser Knoten besonders dann gefragt, wenn eine schmale Krawatte mit einem Haifischkragen kombiniert werden soll. Da beides momentan sehr im Trend ist, sollte der Cavendish eigentlich mehr Popularität genießen. 

Das Problem: Mit einem four-in-hand oder Albertknoten ergibt ein schmaler Langbinder einen zu kleinen Knoten für den weit ausgeschnittenen Haifischkragen. Die Lösung: Der ebenfalls asymmetrische Cavendish liefert ausreichend Volumen, da er aus zwei hintereinander geschalteten four-in-hands besteht (Anleitung hier). Seine Größe entspricht etwa der eines halben Windsorknotens.

Asymmetrisch und größer als der four-in-hand: der Cavendish

Einen einzigen Nachteil hat der Cavendish allerdings: Aufgrund der Extrawindung lässt er sich nicht so gut mit einem Dimple versehen, wie seine kleinen Geschwister. Diesen kleinen Schönheitsfehler wird man jedoch lieber in Kauf nehmen als mit einem viel zu kleinen Knoten in einem viel zu weiten Kragen herumzulaufen.

In der nächsten Folge wird der halbe Windsorknoten vorgestellt!

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Krawattenknoten 2: Prinz-Albert-Knoten

Der Prinz-Albert-Knoten fristet zu unrecht ein Schattendasein. Von vielen Stilberatern wird er lediglich kleinen Männern empfohlen, damit ihnen bei Verwendung eines Four-in-hand der Langbinder nicht bis zu den Knien hängt - der Albertknoten hat eine "Umdrehung" mehr und bindet deswegen mehr von der Krawatte im Knoten.
Genau wie der Four-in-hand gehört der Albertknoten zu den asymmetrischen Knoten, was er jedoch etwas besser zu verbergen weiß als sein kleiner Bruder. Der Albert ist zwar etwas größer als ein Four-in-hand, zählt aber gerade noch zu den kleinen Knoten, die man am besten mit einem Kentkragen kombiniert. Sein eigentlicher Clou ist jedoch, dass er wunderschön einen Blütenkelch imitiert.

Originell und einfach - der Albertknoten

Der charakteristische zweite Ring kommt nur dann zustande, wenn man die Krawatte unter beiden Windungen hindurchführt (Anleitung hier). Lässt man das Ende nur unter der oberen Windung durchtauchen, bleibt der Kelch aus und es entsteht ein - langweiliger - Viktoriaknoten.

Der Albertknoten hat eigentlich nur einen Nachteil: Der etwas extravagante Ring mag bei Leuten, die den Knoten nicht kennen, den Eindruck erzeugen, man sei nicht in der Lage, sich korrekt die Krawatte zu binden. "Was schert mich die Unwissenheit anderer Leute", mag man hierauf sagen. Wer jedoch im Vorstellungsgespräch die letzte Restunsicherheit ausschalten will oder in einem sehr konservativen Geschäftsumfeld unterwegs ist, sollte vielleicht zu einem klassischen Knoten greifen.

In der nächsten Folge wird der Cavendish-Knoten vorgestellt!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Krawattenknoten 1: Four-in-hand

Die Wahl des Krawattenknotens ist eine der wenigen Möglichkeiten, innerhalb eines formellen Outfits individuelle Akzente zu setzen. Und diese Wahl fällt angesichts von 83 Krawattenknoten gar nicht mal so leicht. Es gibt symmetrische und asymmetrische, kompakte und längliche, klassische und gewagte Knoten. Aber keine Angst: Wer drei bis vier Knoten beherrscht, hat ein ausreichendes Repertoire für jeden Anlass.

Der einfachste und zugleich wichtigste aller Krawattenknoten ist der four-in-hand (eine Anleitung findet sich hier). Der four-in-hand ist bewusst asymmetrisch, was ihm eine moderne, sportliche Note verleiht. Also bitte nicht versuchen, den Knoten nachträglich in eine symmetrische Form zu kneten, wie man es häufig sieht.

Die Länge und das Volumen dieses Knotens hängen - wie bei allen Knoten - von den Eigenschaften der Krawatte ab: Ist die Krawatte eher schmal (vgl. Abbildung), ist der four-in-hand verhältnismäßig kurz. Eine breite Krawatte ergibt dagegen einen länglichen four-in-hand. Gleiches gilt für das Volumen: Eine Krawatte mit dünnem Futter (vgl. Abbildung) ergibt einen zierlichen, eine Krawatte mit dickem Futter einen voluminösen four-in-hand.

Four-in-hand mit schmaler Krawatte und Kentkragen
Deutlich zu sehen: Die Asymmetrie des Knotens

Einige Stilexperten vertreten die Meinung, der four-in-hand sei der einzige Knoten, den man beherrschen müsse. Und in der Tat: Will man nur einen einzigen Knoten erlernen, sollte es der four-in-hand sein. Trotz seiner sportlichen Eleganz und Einfachheit hat der four-in-hand jedoch einen entscheidenden Nachteil: Bei schmalen, dünnen Krawatten (die momentan sehr in Mode sind), ergibt er keinen schönen, d.h. voluminösen Knoten. Besonders in Kombination mit einem weit ausgeschnittenen Haifischkragen wirkt ein zu kleiner Knoten unpassend. Natürlich kann man dieses Problem umgehen, indem man ausschließlich breite Krawatten bzw. Hemden mit Kentkragen kauft. Mehr Gestaltungsspielräume ergeben sich allerdings, wenn man sein Knotenrepertoire erweitert...

In der nächsten Folge wird der Prinz-Albert-Knoten vorgestellt!

Freitag, 22. November 2013

Farbenlehre 3: Black and brown makes a frown

Schwarz passt zu allen Farben mit einer Ausnahme - braun. Daher der bekannte Ausspruch "Black and brown makes a frown". Die vermeintliche Inkompatibilität von schwarz und braun geht auf die Bedeutung beider Farben in der klassischen Garderobe zurück: Schwarz ist die Anlassfarbe schlechthin, reserviert für Hochzeiten, Beerdigungen und feierliche (Abend)veranstaltungen. Dies gilt in erster Linie für den Anzug, schwarze Schuhe werden auch im Geschäftskontext getragen. Braun ist hingegen die Farbe der Freizeit und des Country.

Im formellen Umfeld keine gute Kombi -
schwarz und braun
Die Kombination schwarzer Hosen (oder Anzüge) mit braunen Schuhen wirkt besonders bei förmlichen Anlässen oder im Business wenig überzeugend. Vor allem wenn die Schuhe dunkelbraun sind, bieten sie einfach nicht genügend Kontrast zur schwarzen Oberbekleidung. Getreu dem Motto "wer A sagt, muss auch B sagen" sollte man zum schwarzen Anzug schwarze Schuhe tragen.

Braune Schuhe, schwarze Hose -
im Casualbereich in Ordnung

Anders sieht es dagegen bei casual Outfits aus. Die Kombination von braun und schwarz wirkt hier angenehmer für's Auge, da braun gemeinsam mit anderen Farben auftritt und deswegen nicht so heraus sticht. Die Damenmode macht es zur Zeit vor - braune Stiefel und schwarze Leggings soweit das Auge blickt. Auch in der Herrenmode lassen sich braune Schuhe mit einer schwarzen Hose kombinieren, vor allem wenn die Schuhe cognacfarben - also relativ hell - sind.

Trotz alledem: Die Kombination von braun und schwarz erfordert immer noch etwas Mut. Wer den nicht hat oder einfach auf Nummer sicher gehen will, trennt "braune" säuberlich von "schwarzen" Outfits. Wer dagegen eine stilistische Marke setzen will, probiert es mit diesen Sattelschuhen!

Wer wagt gewinnt - braun & schwarz in einem Schuh

Montag, 18. November 2013

Farbenlehre 2: No brown in town!

Auch bei der zweiten wichtigen Farbregel der Herrenmode dreht sich alles um die Farben schwarz und braun. Keine andere Regel fasst so treffend zusammen, was der englische Gentleman mit diesen Farben verbindet wie "No brown in town": Braun ist die Farbe des "Countrys", des Wochenendausflugs und der Pferderennen. Schwarz steht für die Berufswelt, das Geschäftsleben - kurzum die Stadt.

Businesstauglich - blau und anthrazit

"No brown in town" ist die Kurzfassung für die Handlungsanweisung, im Business ausschließlich schwarze Schuhe und dunkle Anzüge (dunkelgrau oder blau, nicht schwarz!), niemals aber braun zu tragen - sei es bei den Schuhen oder der Oberbekleidung. Braun bleibt der Freizeit, der Jagd oder dem Pferderennen vorbehalten. Die Regel hat ihren Ursprung in der nicht ganz falschen Beobachtung, dass gedeckte Anzugfarben und schwarze Schuhe in der Stadt weniger anfällig gegenüber Verschmutzung sind und braun auf dem Lande eine gute Tarnung abgibt.

Typisch englischer Anzug für
das Country: brauner Donegal

Dass sich diese historische Erklärung mittlerweile überlebt hat, ist offensichtlich. Dennoch bleibt die Frage, ob und inwieweit "No brown in town" heute noch gilt. Natürlich lässt sich hier keine pauschale Aussage über Ländergrenzen hinweg treffen. Während man in England mit einem braunen Anzug im Büro vermutlich immer noch für Irritationen sorgt, bekommt die Regel in Kontinentaleuropa sichtbare Risse. Nicht nur, dass sich in vielen Branchen das (braune) Sportsakko als Berufskleidung etabliert hat. Selbst der braune Anzug ist keine Seltenheit mehr, sieht man von konservativen Berufsfeldern wie dem Banken- und Versicherungsbereich ab.

Immer häufiger gesehen -
der braune Anzug im Büro

Allerdings kann der braune Anzug auch nur mit braunen Schuhen getragen werden. Wer sich für ihn entscheidet, setzt also ein sehr deutliches, unkonventionelles Statement. Dies kann zwar gewollt sein, in manchen Situationen aber auch unangenehm werden. Wer gerne auf der sicheren Seite ist, dem sei empfohlen, den braunen Anzug für die Freizeit zu reservieren und im Business grau und blau zu tragen. Wer den Luxus hat, an seinem Arbeitsplatz in Sportsakko erscheinen zu können, muss sich um all dies natürlich keine Sorgen machen.

In vielen Branchen völlig OK -
braunes Sakko, braune Schuhe



Dienstag, 5. November 2013

Farbenlehre 1: No brown after six!

"Regeln sind dazu da gebrochen zu werden" heißt es. In der klassischen Herrenmode gibt es eine Reihe von Farbregeln. Was besagen diese Regeln? Woher kommen sie? Und die vielleicht wichtigste Frage: Inwiefern gelten sie heute noch? Heute wollen wir uns die Regel "No brown after six" vornehmen.

"No brown after six" gilt sowohl für die Schuhe als auch für den Anzug: Zu (feierlichen) Abendanlässen sollten die Schuhe schwarz und der Anzug zumindest dunkel sein. Ein kleiner Selbstversuch: Wer etwa am Samstagabend in der Oper durch die Reihen blickt, wird kaum einen Herren in Tweedanzug und braunen Budapestern finden. Und falls doch, würde er deutlich auffallen.
Würde in der Oper auffallen -
heller Tweedanzug und braune Schuhe
Mit der Beschränkung auf Weiß und Schwarz im Abendbereich sollte die Aufmerksamkeit auf die farbigen Kleider der Damen gelenkt werden, so die ursprüngliche Überlegung. Die korrekte - man könnte auch sagen konservativste - Wahl für den Abend ist ein schwarzer Smoking mit schwarzen Oxfords.
Das richtige Outfit, um den Oscar entgegen
zu nehmen: Cary Grant im (schwarzen) Smoking
Anders als in den USA wird man sich hierzulande allerdings selbst bei der Opernpremiere häufig allein im Smoking wiederfinden. Deswegen tut es auch ein schwarzer (oder sehr dunkelblauer) Anzug mit weißem Hemd, dezentem Langbinder und schwarzen Schuhen - Joseph Gordon-Levitt macht es vor.
Die Alternative zum Smoking am Abend:
der schwarze Anzug
Die Gretchenfrage lautet: Inwiefern gilt die Regel "No brown after six" noch? Wer unsicher ist oder Geschäftspartner vergrätzen könnte, sollte sich daran halten. Regeln geben schließlich auch Sicherheit und bei einer wichtigen Veranstaltung die notwendige Gelassenheit, das richtige Outfit gewählt zu haben. Wer allerdings bewusst auffallen und Akzente setzen möchte, dem sei empfohlen dezent mit der Regel zu brechen.


Donnerstag, 31. Oktober 2013

Wintermäntel

Der Herbst ist da, der Trenchcoat darf nun endgültig in den Kleiderschrank. Aber was holt man stattdessen heraus? Unter den folgenden Wintermänteln ist bestimmt für jeden das passende dabei!

Der Dufflecoat

Der Dufflecoat ist zunächst einmal eins: very british! Seinen militärischen Ursprung sieht man ihm noch deutlich an, besonders an den aufgesetzten Taschen und den Ärmelriemen. Seine Besonderheiten sind die Knebelverschlüsse und natürlich die integrierte Mütze. Beides erweist sich als äußerst praktisch: Mit den Knebelverschlüssen kann der Mantel lose verschlossen werden, etwa wenn man sich nur kurz draußen aufhält und nicht den darunter liegenden Reißverschluss bemühen möchte. Der Nutzen der Mütze dürfte sich von selbst erklären.
Tatsächlich hält wohl kein Wintermantel so warm und schützt so gut vor Regen wie der Dufflecoat. Mittlerweile gibt es ihn in allen Farben - am schönsten ist er allerdings in Marineblau mit rotem Futter in Schottenmuster. Der "Duffle" ist sehr casual und passt deswegen nicht zum Anzug, dafür aber umso besser zu Cordhose, Chukkaboot oder auch zur Jeans.

Der British Warm

Wer einen warmen Mantel britischen Ursprungs sucht und wem der Dufflecoat zu leger ist, für den ist der "British warm" die richtige Wahl. Klassischerweise als Zweireiher mit steigendem Revers und lederüberzogenen Knöpfen hat auch dieser Mantel einen deutlich sichtbaren militärischen Hintergrund - man beachte die Schulterriemen.  

Der Crombie Coat

Elegant und zeitlos ist der Crombie Coat die Allzweckwaffe unter den Wintermänteln, die in keinem Kleiderschrank fehlen sollte. Der Crombie ist einreihig mit fallendem Revers und verfügt i.d.R. über eine Brusttasche. Je nach Farbe - es gibt ihn in schwarz, braun und allen grautönen - passt er zu formellen Anlässen oder zum Sportsakko.

Der Polo Coat

Ein amerikanischer Klassiker ist der zweireihige Polo Coat. Ihn kennzeichnet das steigende Revers und die auseinanderlaufenden Knopfreihen. Manchmal verfügt er auch über einen integrierten Gürtel wie der Trenchcoat. Es gibt ihn in schwarz, blau, braun und in Kamelhaar (s.o.). Die letztere Farbvariante ist sicherlich die eindrucksvollste - und teuerste!. Sie sollte allerdings nur von Männern mit dunklen Haaren und Teint getragen werden. Blonde, hellhäutige Männer schauen in Kamelhaar sehr schnell blass aus der Wäsche. Die auseinanderlaufenden Knopfreihen machen den Polo Coat zudem sehr geeignet für Männer mit breiten Schultern.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Stilikone Barack Obama

Den gegenwärtigen Präsidenten der USA als Stilikone anzuführen mag zunächst befremden, denn Barack Obama kleidet sich fast immer gleich: Nachtblauer Einreiher mit fallendem Rever, weißes Hemd mit Kentkragen und meistens eine blaue Krawatte, gebunden mit Four-in-Hand-Knoten incl. dem perfekten "Dimple".

Blue in Blue: Typisch Obama

Doch diese Monotonie hat Kalkül, da sie gerade die Unverwechselbarkeit von Obamas Stil ausmacht. Zudem sollte man sich nicht täuschen lassen: die einzelnen Details sind durchaus mit bedacht gewählt. Ein dunkelblauer lässt im Gegensatz zu einem schwarzen Anzug - den Obamas ehemaliger Gegner Mitt Romney bei den Fernsehduellen bevorzugte - auf Fotos und auf dem Bildschirm noch Konturen erkennen. Zugleich ist die Farbe Dunkelblau eindeutig businesstauglich, allerdings nicht so konservativ wie Anthrazit. Dies gleicht Obama durch eine klassische Kragenform - Kent statt Haifisch - und die konsequente Wahl weißer Hemden aus.

Krawatte uniton, ansonsten s.o.
Der Four-in-Hand für die Krawatte ist ein Statement für Eleganz und Sportlichkeit. Er setzt sich durch seine leicht asymmetrische Form deutlich vom wuchtigeren Shelby- oder Pratt-Knoten ab, den viele Amerikaner bevorzugen. Auch bei der Krawatte sorgt Obama wiederum für ein ausgewogenes Zusammenspiel von Jugendlichkeit und Traditionsbewusstsein: Der Four-in-Hand wird gekontert durch klassische, breite Langbinder, denen er einen unverwechselbaren "Dimple" verpasst - das Finish des gesamten Outfits.

Wer immer noch am hohen Wiederekennungswert von Obamas Stil zweifelt, möge einmal das folgende Bild auf sich wirken lassen. Auf den modebewussten wirkt es leicht irritierend - und zwar nicht wegen des Dalai Lama!

Was stimmt nicht im Bild?


Freitag, 25. Oktober 2013

New York Fashion (Week)

Was könnte es für eine bessere Ausrede für eine Schreibpause geben als eine Feldstudie zur New Yorker Herbstmode. Schlendert man durch die Straßen von SoHo und Greenwich Village, so fällt vor allem auf: Pepita check is back!

Pepita oder Houndstooth

Allerdings wird das traditionelle englische Muster - auch Houndstooth genannt - vorwiegend von Frauen getragen. Röcke, Schals und Pepita Kostüme à la Lauren Bacall wohin das Auge blickt.
Das Muster hat aber auch Wiedereinzug in die Herrenmode gehalten, wie der folgende Langbinder beweist:

Gewebte Krawatte in Pepita

A propos Langbinder: Ein Charakteristikum der New Yorker Herbstmode sind gewebte Krawatten. Nutzen wir dies als Aufhänger, um ein paar Vorteile gewebter Langbinder zu beleuchten!

1. Vorteil: Gewebte Krawatten geben vollere Knoten. 
Die meisten Hochglanzseidenkrawatten, die heutzutage verkauft werden, verfügen über kein ausreichendes Futter. Folglich ergeben sie keine schönen Knoten - besonders dann nicht, wenn man einen schlichten & eleganten four-in-hand binden möchte. Viele Männer kompensieren dies, indem sie zu einem dickeren Knoten greifen, einen halben oder ganzen Windsor. Dieser Knoten verkürzt aber nicht nur unvorteilhaft den Hals, sondern sieht auch einfach konservativ und langweilig aus - sorry!
Die gewebte Krawatte ergibt hingegen schon mit dem four-in-hand ein ansehnliches Resultat, und das selbst mit schmalen Krawatten, die momentan sehr modern sind.

Gewebter Langbindern in Streifenmuster
 
2. Vorteil: Gewebte Krawatten sind unempfindlicher.
Jeder kennt es: Eine Hochglanzseidenkrawatte kann schon durch einem Wasserspritzer ruiniert werden. Und egal was in der Reinigung erzählt wird - die Flecken gehen i.d.R. nicht mehr raus. Gewebte Krawatten sind wesentlich unempfindlicher und man sieht ihnen leichte Verunreinigungen häufig gar nicht an.

Perfekt zum Blazer - blau & braun

3. Vorteil: Gewebte Krawatten haben stabilere Knoten.
Aufgrund der geringen Reibung ihrer glatten Oberflächen lockern sich die Knoten von Seidenkrawatten relativ leicht. Eine lästige Sache sich stündlich vor dem Spiegel zu versichern, ob der Knoten noch sitzt. Auch hier punktet die gewebte Krawatte, deren Knoten den ganzen Tag nicht einmal nachjustiert werden muss.

4. Vorteil: Gewebte Krawatten sehen einfach verdammt gut aus! 

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Stilikone Gianni Agnelli

Der langjährige Fiatboss Gianni Agnelli liebte schnelle Autos, hübsche Frauen und seinen Heimatclub Juventus Turin. Darüber hinaus hat Agnelli modische Akzente gesetzt und es dabei wie kaum ein anderer verstanden, einen individuellen Stil zu entwickeln, indem er gekonnt mit bestehenden Konventionen brach. Sein Stil ist zwar deutlich italienisch geprägt, hat dabei jedoch eine unverwechselbare Note.

Seine bekannteste modische Extravaganz war es sicherlich, die Armbanduhr über dem Hemd zu tragen - nach eigener Aussage, um die Zeit zu sparen, die Manschette zurückzuschieben. Auch wenn l'avvocato, wie die Italiener ihn nennen, sicherlich ein viel beschäftigter Mann war, dürfen wir ihm durchaus modische Motive hierfür unterstellen.

Agnellis Markenzeichen - die Uhr über dem Hemd

Agnellis Stil zeichnete sich auch durch die Wahl schwerer Wollstoffe - z.B. Tweed oder Donegal - für seine Geschäftsanzüge aus, häufig in Kombination mit gewebten Krawatten. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass im "Business" eigentlich nur feine Schurwolle mit Seidenkrawatten zum Einsatz kommt. Mitarbeiter von Banken oder Versicherungen sollen sich für einen Moment einmal die Blicke ihrer Kollegen vorstellen, wenn sie morgen im braunen Tweedanzug erscheinen...
Die Wahl robusterer Materialien verhalf Agnelli zu einem sportlichen Auftritt und ermöglichte ihm gleichzeitig, sich von der Einheitskleidung der Geschäftswelt abzusetzen, ohne vollständig mit ihren Regeln zu brechen. Zugegeben ein Verhalten, das er sich in seiner Position durchaus erlauben konnte.

Typisch Agnelli - Tweedanzug und gewebte Krawatte
Eine dritte Besonderheit von Agnellis Stil war die Rolle, die er seinem Schuhwerk beigemessen hat. Viele Männer suchen ihre Schuhe danach aus, ob sie zum übrigen Outfit passen. Agnelli hat dagegen häufig einen Stilbruch zwischen seinen Schuhen und der übrigen Kleidung herbeigeführt und damit ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf sein Schuhwerk - und seine Socken - gelenkt. So trug er häufig robuste Stiefel zum Anzug oder auch mal rote Schuhe zum blauen Zwirn.
Rote Schuhe zum blauen Anzug - ein Blickfänger

In der nächsten Folge der Rubrik "Stilikone" wird Barack Obama vorgestellt!

Montag, 7. Oktober 2013

Vier Schuhmodelle, die Man(n) haben muss

Schuhe sind frei nach Marx nicht nur die Grundlage des gesellschaftlichen Fortschritts, sondern auch der wichtigste Ausweis eines guten Stils. Die Vielfalt an Modellen, Farben und Macharten ist groß. Wer gerade dabei ist, sich ein Portfolio klassischer Herrenschuhe aufzubauen, steht somit vor der Qual der Wahl. Dabei reichen die folgenden vier Modelle als Grundausstattung für den Schuhschrank vollkommen aus.

1. Der schwarze Oxford

Für Trauungen, Beerdigungen, formelle Abendveranstaltungen oder das (konservative) Geschäftsoutfit unerlässlich - der schwarze Oxford. Der Oxford ist ein halbhoher Schuh mit abgesetzter Kappe und geschlossener Schnürung. Er wird im Geschäftsbereich zum dunkelblauen, grauen oder anthrazitfarbenen Anzug getragen. Abends passt der schwarze Oxford zum Smoking, bei Hochzeiten und Todesfällen zum schwarzen Anzug.

2. Der braune Budapester (mit Flügelkappe)

Der braune Budapester (engl. full brogue wingtip) ist elegant und trotzdem leger. Seinen Namen hat der Schuh von den ungarischen Schuhmachern, die es angeblich besonders gut verstanden (und verstehen) die wunderschönen Lochmuster anzufertigen. Die Erfinder der Löcher sind allerdings die Schotten. Die Lochverzierung macht den Budapester weniger förmlich als einen "glatten" Oxford, dafür aber umso interessanter. Er eignet sich hervorragend zum Sportsakko, Engländer tragen ihn sogar zur Jeans. Für den Anzug ist der braune Budapester dagegen nur eingeschränkt zu empfehlen, es sei denn er ist aus Tweed.

3. Der Chukka-Boot


Der Chukka-Boot ist die Allzweckwaffe des Casualoutfits. Er passt zur Jeans, zur Cordhose, zu Chinos und sogar zu grauen Flannelhosen. Italiener tragen ihn sogar zum grauen Anzug - unbedingt zur Nachahmung empfohlen! Bei nassem Wetter und in der kalten Jahreszeit schützt der Chukka-Boot die Füße besser als seine halbhohen Verwandten. Und entgegen der weit verbreiteten Meinung ist sein Rauhleder nicht empfindlicher oder pflegeintensiver als Schuhe aus Glattleder. Seinen Namen hat der Schuh übrigens aus dem Polo.

4. Der braune Loafer


Was der Chukka-Boot für den Winter ist der Loafer (dt.: "Schlupfschuh") für den Sommer! Es gibt zwei Macharten von Loafern: Rahmengenähte und Mokassins. Ein Mokassin - wie der oben abgebildete - ist deutlich legerer als die rahmengenähte Variante, besonders wenn er mit Kontrastnähten und auffälligen Verzierungen daherkommt. Mokassins sollten im Sommer ohne Socken getragen werden und passen zu Chinos, zum Sommeranzug oder zur Leinenhose. Mittlerweile gibt es Mokassins in allen Farben unter der Sonne, die braune Variante ist allerdings am vielseitigsten einsetzbar.